Haus aus Queck
Ausstellungsgebäude
Erbaut: 1904
Abgebaut: 1978
Wiedererrichtet: 2002 bis 2005
1904 ließen Adam und Margarethe Lips ihr Haus von Zimmermeister Johann Heinrich Eifert errichten. Das Haus befand sich in seiner 100jährigen Geschichte im Besitz einer Familie und wurde bei Aufbau, Abbau und Wiederaufbau von derselben Zimmermeisterfamilie betreut.
Zum Gebäude gehörte eine Stallscheune, das Haus war also Teil einer Hofanlage. Im Haus lebten Adam und Margarethe Lips mit ihren Kindern und Eltern, für die innerhalb des Hauses ein kleiner Raum abgetrennt war. Adam und Margarethe Lips hatten 1884 geheiratet, und die Errichtung des repräsentativen Hauses stand vermutlich im Zusammenhang mit dem Bürgermeisteramt von Adam Lips, das er neben der Landwirtschaft ausübte. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts finden sich in der Familie immer wieder Mitglieder, die als Großherzogliche Bürgermeister fungierten. Im Raum rechts neben der Eingangstür befand sich zeitweise die Bürgermeisterei nebst Standesamt. Darüber hinaus verfügte das Haus über ein Fremdenzimmer, eine getrennte Koch- und Essküche, ein Schrankzimmer sowie ein Bad im ersten Obergeschoss.
1948/49 erfolgte auf der Rückseite des Gebäudes ein Umbau, bei dem einige Wandöffnungen versetzt wurden. 1957 führte Hagel dazu, dass zahlreiche Fensterscheiben ersetzt werden mussten. 1977 sollte das Haus abgerissen werden. Stattdessen erfolgten 1979 der Abbau und Transport des Gebäudes in das Museum. 1995/96 wurden die Balken saniert und der Wiederaufbau begann 2002. Die Eindeckung erfolgte 2003, die Ausfachung sowie der Innenausbau fanden 2005 statt. Das Haus wird im Zustand seiner Erbauungszeit dargestellt. Der Eingang ist nicht zum Marktplatz des Museums ausgerichtet, sondern auf einen ehemals geplanten Altmarkt.
Das Haus aus Queck schließt die letzte architektonische Lücke des Marktplatzes im Museum. Das zweigeschossige, sechsachsige Gebäude erhebt sich über einem Sandsteinsockel und wird von einem biberschwanzgedeckten Dach abgeschlossen. Im Erdgeschoss knickt der Flur hinten rechts ab und gibt den Raum frei für das Treppenhaus. Im ersten Obergeschoss verläuft der Flur in der Mitte des Hauses parallel zur Traufseite. Von ihm aus werden alle sechs Räume dieser Etage erschlossen. Lips orientierte sich als Bürgermeister eines kleineren Ortes mit dem differenzierten Grundriss und den repräsentativen Fassaden seines Hauses an städtischen Bauformen. Dabei entsprach es mit seinen zahlreichen großen und hohen Räumen sowie den breiten Fluren dem gehobenen Wohnstandard der Zeit um 1900. Der Bau war nicht nur das private Wohnhaus des Bürgermeisters, sondern erfüllte ebenfalls öffentliche Funktionen. Dieser herausgehobenen Funktion und Bedeutung entsprach das symmetrische Schmuckfachwerk. Mit seinem Bezug auf die Architekturgeschichte sowie der Weiterentwicklung mittelalterlicher und neuzeitlicher Fachwerkformen ist das Haus aus Queck ein typischer Bau des Historismus.
Im Freilichtmuseum zeigt das Haus drei Ausstellungseinheiten, die die hessische Foto- und Filmbranche beleuchten.