Haus aus Idstein
Erbaut: 1743
Abgebaut: 1979
Wiedererrichtet: 1985
Das kleine zweigeschossige Wohnhaus stammt aus dem ehemaligen Untertaunuskreis, der zusammen mit dem Rheingaukreis seit der hessischen Gebietsreform den Rheingau-Taunus-Kreis bildet.
Das charakteristische Mansarddach verleiht dem Haus eine gewisse bürgerliche Würde. Diese Dachform kann als architektonische Reminiszenz an die Zeit bis 1721 verstanden werden, in der Idstein Residenzstadt der Grafen von Nassau-Idstein und damit politisches und gesellschaftliches Zentrum der Region war. Neuere Ergebnisse der Hausforschung schreiben dem Gebäude eine Nutzung als Lehrerwohnung zu. In ihm wohnte und wirkte der Lehrer Johannes Sebastian Koch, der 1735 zum Diakon der Kirche von Idstein ernannt wurde. Koch hatte einen sehr kurzen Weg zu seinen Schülern, denn das Schulgebäude war an der marktplatzabgewandten Giebelseite an das Haus angebaut und eine Wohnungstür erlaubte den direkten Zugang zu einem Klassenzimmer.
Um 1850 wurde das Gebäude von der Familie Bourdy bewohnt. Johann Karl Friedrich Bourdy verdiente sein Geld als Fabrikarbeiter und Bürstenmacher, auch dessen Sohn Ludwig übte den Beruf des Bürstenmachers aus.Das angebaute Schulgebäude ist bereits lange vor der Überführung des Wohnhauses 1979 in das Freilichtmuseum abgerissen worden. Durch den Wegfall dieser statischen Stütze hatte das Gebäude bis dato schon eine erhebliche Neigung eingenommen, die sich nach der Wiedererrichtung weiter verstärkte. 2012 wurde es daher umfassend saniert und die Schräglage der Wände korrigiert.
Im Haus aus Idstein befindet sich die Dauerausstellung „Der Friseurberuf – ein Handwerk des Körpers“. Im Erdgeschoss wird die Originaleinrichtung eines Friseursalons aus Steinau an der Straße gezeigt, den der Friseurmeister Nikolaus Spielmann 1890 gründete und der von seinem Sohn Heinrich bis 1991 geführt wurde. Damit kann eine über 100-jährige Entwicklungsgeschichte eines kleinstädtischen Handwerks präsentiert werden. Im Obergeschoss können sich Besucher über die neuere Geschichte des Friseurhandwerks informieren. Diese knüpft an die Hauptarbeit im Friseursalon Spielmann um 1900 an: das Rasieren und gelegentliche Haareschneiden. Nach dem Ersten Weltkrieg brach das Rasiergeschäft langsam weg. Immer mehr Männer rasierten sich nun selbst. Als Ausgleich dazu gewann das Damengeschäft immer mehr an Bedeutung. In der Dauerausstellung hat daher ein kleiner Damensalon aus Frankfurt Heddernheim Platz gefunden.
An bestimmten Tagen ist außerdem ein Frisierplatz aus einem ehemaligen Salon in Bommersheim geöffnet, an dem gelernte Friseure und Friseurinnen ihr handwerkliches Können unter Beweis stellen.