Marburger katholische Trachten
Sich Kleiden. Trachtragen in den Dörfern des Amöneburger Beckens um 1940
Kostbare Stickereien neben grober Arbeitskleidung: Das Kleidungsverhalten in den katholischen Dörfern im Marburger Raum ist ein facettenreiches Thema. Daher ist auch der Bogen der gezeigten Dinge und Szenen weit gespannt. In einer Großraumvitrine posieren zwei junge Dorfschönheiten im Festtagsstaat mit glänzenden Schürzen aus aufwändig bestickter Seide und auffallend bunten Brusttüchern für einen städtischen Fotografen. Gleich nebenan treffen wir auf eine Frau in abgenutzter Arbeitskleidung bei der Stallarbeit. Die kontrastierende Darstellung macht auf lebendige Weise anschaulich, dass die Art und Weise wie Menschen sich kleiden nicht verstanden werden kann, ohne Wissen über deren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Eine Filmstation zeigt eine Aufnahme der letzten Hochzeit in Marburger katholischer Tracht im Jahr 1965 in Schröck bei Marburg. Warum das Tragen einer Tracht es erleichtern konnte, eine Stelle als Dienstmädchen in Marburg zu finden, darüber klärt eine Hörstation auf. Sie lädt die Besucher und Besucherinnen dazu ein, Platz zu nehmen und sich über die Lebens- und Arbeitsbedingungen junger Frauen vom Dorf zu informieren, die sich in einer für sie völlig fremden städtischen Lebenswelt zurechtfinden mussten. In einer weiteren Großraumvitrine wird die Arbeitssituation einer dörflichen Trachtenschneiderin nachgestellt.
Das Freilichtmuseum Hessenpark präsentiert in dieser Dauerausstellung seinen mittlerweile kostbar gewordenen Fundus Marburger katholischer Trachten. Eine eingangs nachgestellte Kirchenszene schafft hierfür den angemessenen Rahmen. 17 Figuren sitzen auf historischen Kirchenbänken aus der katholischen Pfarrkirche St. Maria in Roßdorf bei Amöneburg. Die große Anzahl an detailgetreu zusammengestellten Trachtenensembles hat nach wie vor eine beeindruckende Wirkung und ist nahezu einzigartig.
Die Ausstellung ist im Haus Bamberger aus Friedensdorf zu sehen.