Schmerofen
Die Rekonstruktion des Schmer- oder Teerofens aus Eschbach basiert auf dem Aufmaß eines archäologischen Befundes aus dem Usinger Land. Mitten im Wald gemauerte Öfen dieser Art dienten der Herstellung von Tannenholzteer und waren bis ins 19. Jahrhundert in waldreichen Gegenden Hessens zu finden. Neben Eschbach im Taunus lassen sich „Schmerbrennereien“ im Odenwald (Mörlenbach), Vogelsberg (Rommerz), Oberhessen (Kirtorf) und im Burgwald (Betziesdorf und Willersdorf) nachweisen.
Als Rohstoff für die Teerproduktion dienten harzhaltige Wurzelstöcke der Kiefer. Diese wurden zerlegt, die harzhaltigen Teile zerkleinert und anschließend in dem speziell konstruierten Schmerofen gebrannt. Der Brennvorgang dauerte ca. 10 bis 14 Tage. Währenddessen entstanden nacheinander verschiedene Flüssigkeiten, die am Ausfluss des Schmerofens in Holzfässern aufgefangen wurden. Das dünnflüssige, nach Harz richenende Pechöl (Terpentin) hatte eine heilende Wirkung und eignete sich als Einreibemittel bei Verstauchungen und Blutergüssen. Die Schmerbrenner verkauften es an Apotheken, aber auch an Bauern, die es als Arznei für ihre Tiere verwendeten. Am Ende des Brennvorgangs entstand das Hauptprodukt, dickflüssiges, teerartiges Pech. Es diente als Schmiermittel für die Fuhrwerke der damaligen Zeit. Die verbleibenden Brannrückstände, reine Holzkohle, konnten noch zusätzlich als Nebenprodukt an Spengler oder Schmiede verkauft werden.
Mit der Einführung der aus Erdöl gewonnenen Schmieröle wurde die Herstellung von Tannenholzteer unwirtschaftlich und die Schmeröfen verschwanden nach und nach aus den hessischen Wäldern.