Sägewerk aus Anspach
Erbaut: um 1900
Abgebaut: 1983
Wiedererrichtet: 1992, 2012 bis 2013
Eingebaute Säge: Horizontalsäge von Wehrhahn
aus Hünfelden–Heringen, um 1920
1916 gründete Otto Jung sein Geschäft, verkaufte es aber schon 1919 an die Gebrüder Störkel, dem Vater und seinen zwei Söhnen. Bis heute wurde und wird der Betrieb von der jeweils nächsten Generation weitergeführt. Das Grundstück in Anspach wurde 1977 verkauft und 1982 im Zuge einer neuen Verkehrsführung abgebaut. Heute führt die Firma Zimmer- und Dachdeckarbeiten von ihrem Sitz in Wehrheim aus.
Damals wurde Holz aufgesägt und mit Holz gehandelt. Das Geschäft lief sehr erfolgreich. Das Bauholz wurde bis in den Frankfurter Raum geliefert. Durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges blühte das Geschäft der Störkels nach 1945 auf. Vermehrt wurden auch handwerkliche Arbeiten, wie Zimmer- und Schreinerarbeiten sowie Treppenbau angeboten. Die Holzzufuhr der aus dem Wald gesägten ganzen Stämme über den Taunus war oftmals sehr mühsam. Landwirte und andere Besitzer von Zugtieren wie Pferden und Kühen mussten dem Störkeler Gespann des Öfteren zu Hilfe kommen. Zunächst wurde das Sägegatter mit einer Dampfmaschine angetrieben. Im Freilichtmuseum wird die Säge mit einem Elektromotor betrieben, der in einem Anbau steht. Über die Flachriemen wird die Mechanik der Säge in Gang gebracht.
Im Freilichtmuseum wurde das ursprüngliche vertikale Sägegatter durch ein horizontales Sägegatter ersetzt. Diese Säge stammt aus einem Sägewerk mit Zimmerei aus Hünfelden-Heringen und wurde in den 1920er-Jahren von der Firma Wehrhahn in Delmenhorst hergestellt. Eine horizontal arbeitende Säge hat einige Vorteile: Die Säge läuft ruhiger, wodurch der Sägeschnitt sauberer wird, und es können große Stammdurchmesser (hier bis zu einem Meter) geschnitten werden. Der Nachteil ist, dass hier nur ein Sägeblatt vorhanden ist. Bei einer vertikal arbeitenden Säge, wie im seitlichen Anbau des Sägewerkgebäudes zu sehen, ist ein Gatter mit mehreren verschiebbaren Sägeblättern eingebaut. So kann ein Holzstamm in einem Arbeitsgang in mehrere Teile geschnitten werden. Das im Anbau stehende Sägegatter ist das originale Sägegatter aus dem Sägewerk aus Anspach.
Im Sägewerk befindet sich darüber hinaus eine Holzwollemaschine der Firma August Löw aus Riedelbach. Die Firma stellte Holzwolle-Leichtbauplatten her. Diese Dämmstoffplatten wurden schon 1908 in Österreich patentiert und in Deutschland seit 1927 industriell hergestellt. Es handelt sich dabei um einen frühen Dämmstoff aus nachwachsenden Rohstoffen. Das trockene Holz wird zu Wolle verarbeitet, mit Magnesit oder Zement vermischt und dann gepresst. Diese Platten sind widerstandsfähig gegen Schädlingsbefall und Feuer. Alle eingebauten Maschinen sind funktionstüchtig und werden an einigen Terminen im Jahr zur Vorführung betrieben.