Synagoge aus Nentershausen
Die ehemalige Synagoge aus dem heutigen Landkreis Hersfeld-Rotenburg besteht aus zwei unterschiedlichen Fachwerkgebäuden: links ein zweigeschossiges Haus, der Synagogenanbau, rechts ein eingeschossiger Bau mit dem eigentlichen Synagogenraum. Nach dendrochronologischen Untersuchungen (Jahrringanalyse) stammen die Bauhölzer aus dem Jahr 1785, dem anzunehmenden Baudatum des Gebäudes. Es ist aber auch denkbar, dass das Bauwerk ursprünglich ein eingeschossiges Wirtschaftsgebäude des Juden Jacob Jeremias Erben war und erst später als Synagoge genutzt wurde. Aus den Archivalien geht hervor, dass die Synagoge spätestens um 1800 bestand. 1841 fand eine umfassende Renovierung statt. Bei dieser Gelegenheit entstand der separate Zugang zur Frauenempore über die Außentreppe. 1925 wurde ein weiterer Umbau vorgenommen.
Während der Novemberpogrome 1938 wurde das Gebäude stark beschädigt: Das Innere der Synagoge wurde verwüstet, die wertvollen Schriften und das kultische Gerät verbrannt. Auf der Frauenempore versuchte man, die tragenden Holzpfeiler zu zersägen und so das Dach zum Einsturz zu bringen. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Die Säge brach ab und noch heute steckt ein Stück des Sägeblattes im Balken.
Noch im Dezember 1938 kaufte der Bauunternehmer Johannes Krause aus Nentershausen die Synagoge sowie den Anbau und verwendete sie fortan als Garage. In die Längsseite der Synagoge wurden drei große Einfahrtstore eingebaut. Später diente das Gebäude als Scheune, Abstellraum oder Werkstatt, ohne jemals renoviert zu werden. 1985 war die Synagoge so baufällig, dass eine Abrissgenehmigung erteilt wurde.
Seit 1996 ist das Gebäude im Freilichtmuseum wieder für Besucher zugänglich. Es beinhaltet den eingerichteten Synagogenraum im Darstellungszeitraum nach der Renovierung 1925. Im Anbau befindet sich eine Mikwe, ein rituelles Tauchbad, wie es in Nentershausen 1886 eingerichtet war, aber nur wenige Jahre benutzt wurde.