Fruchtspeicher aus Trendelburg
Erbaut: um 1570
Abgebaut: 1975
Wiedererrichtet: 1975 bis 1978
Das Gebäude, das im Volksmund als Zehntscheune bezeichnet wird, hat zu keinem Zeitpunkt dazu gedient, Ernteabgaben zu lagern. Der aus dem Vorwerk, einem der Burg vorgelagerten Wirtschaftshof, stammende Bau wurde schon 1580 als neues Fruchthaus bezeichnet, in dem sich im Erdgeschoss ein Schafstall befand. Zwischen 1647 und 1687 wurden mit Sicherheit die Fachwerkobergeschosse erneuert, die der Einlagerung von Frucht aus dem landgräflichen Besitz dienten. Dies und die massiven Sandsteinplatten als Dacheindeckung (Gewicht circa 110 Tonnen) erklären die große Anzahl von Stützpfeilern im Gebäude. Da der Schafstall seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verpachtet war, kann man anhand von Übergabeprotokollen genau beschreiben, wie das Erdgeschoss für bis zu 2.000 Tiere eingerichtet war und dass sich darin außerdem ein Pferdestall mit zwei Krippen befand.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das gesamte Vorwerk verpachtet. Die Erträge wurden nicht mehr in Naturalien gelagert, sondern durch Geldpacht ersetzt. Zwischen 1843 und 1874 sind mehrere Verfahren zur Vermietung der einzelnen Bodenebenen nachgewiesen. Nach Gebot wurden die Fruchtböden jeweils auf mehrere Jahre überlassen. Bis zum Jahr 1975 diente der Speicher schließlich als Lagerraum für eine Saatgutgenossenschaft, bevor er aus Rentabilitätsgründen geschlossen und dem Freilichtmuseum übergeben wurde.
Nach einer aufwendigen Sanierung in den Jahren 2017 bis 2020 ist das Gebäude seit 2021 wieder zugänglich. Der Fruchtspeicher präsentiert sich heute so, wie er bis 1931 in Trendelburg stand. Unsachgemäße Änderungen, die beim Wiederaufbau im Museum vorgenommen wurden, sind nun zurückgebaut. Das Erdgeschoss erstrahlt durch die geweißten Balken in neuem Glanz. Es steht weiterhin für Veranstaltungen wie Hochzeiten, private Feiern, Seminare und Kongresse zur Verfügung. Im Obergeschoss befindet sich jetzt eine Ausstellung über die Geschichte und Besonderheiten des Gebäudes.