Haus aus Probbach
Erbaut: zwischen 1730 und 1780
Abgebaut: 1976
Wiedererrichtet: 1978
Der zweckmäßig schlichte einstöckige Fachwerkbau mit Basaltsteinsockel aus dem heute hessischen Teil des Westerwaldes wurde bis in die 1950er Jahre als Gemeindebackhaus genutzt. Parallel dazu diente der kleine Raum auf der linken Seite des Gebäudes im Lauf der Geschichte als Schul- und Leiterhaus, Gemeindelagerraum sowie Armen- und Flüchtlingsunterkunft. Ab dem 16. Jahrhundert untersagten landesherrschaftliche Verordnungen in Hessen das private Backen aus Brandschutzgründen. Die Errichtung von zentralen Gemeinschaftsbackhäusern sollte so gefördert werden. 1785 wurde das Probbacher Backhaus erstmalig schriftlich erwähnt. Brote und Kuchen wurden von den Dorfbewohnern zuhause vorbereitet und am jeweiligen Backtag in Holzmulden und auf Blechen zum Backhaus gebracht. Die Reihenfolge der maximal sechs Ofennutzungen pro Tag wurde in der jeweiligen Vorwoche durch Losverfahren bestimmt. Wer keinen Platz bekam, konnte für die folgenden Tage losen. Die erste Position am Tag war immer unbeliebt, da man zum Anheizen des Ofens nicht nur sehr früh aufstehen musste, sondern für das Anfeuern auch mehr Holz benötigte. Das Brennholz für den Ofen brachte jede Nutzerin selbst mit. Ende der 1950er Jahre endete die Nutzung des Gemeindebackhauses, da immer mehr Haushalte Gas- oder Elektroöfen bekamen. Spätestens ab dieser Zeit galt die Backhaushälfte des Gebäudes bei den Kindern des Ortes als unheimliches Bullesje, als Gefängnis für die Unartigen – vermutlich eine von den Eltern verbreitete Schauergeschichte.
Im rechten Teil des Gebäudes ist die historische Museumsbäckerei eingerichtet. Hier können Besucher mit der Vorführhandwerkerin ins Gespräch kommen oder ihr bei der Arbeit über die Schulter schauen.