Stall aus Fronhausen
Erbaut: 1717, Deckenbalken von 1582
Abgebaut: 1974/75
Wiedererrichtet: 1976/77
Das Gebäude bildet ein typisches Beispiel für Nebengebäude auf den Hofanlagen des Marburger Landes im 17. und 18. Jahrhundert. Wirtschaftsgebäude wie dieses wurden oft umgebaut und erfuhren immer wieder neue Nutzungen. Das kleine Nebengebäude, im Marburger Raum auch Bäuchen genannt, wurde vermutlich als privates Backhaus mit einer ehemals offenen Vorhalle errichtet. Dies ist erkennbar an der vom Weg abgewandten Seite. Dort finden sich in der Holzkonstruktion Verblattungen anstelle von Verzapfungen und Kopfbänder anstelle von Streben. In diesen Vorhallen befand sich in der Regel ein aus Lehm gebauter Backofen. Als private Backhäuser aufgrund feuerpolizeilicher Verordnungen des 19. Jahrhunderts nicht mehr erlaubt waren, wurde es zum Schaf- und Ziegenstall umgenutzt.
Die Fachwerkkonstruktion ist eine Mischung aus Ständer- und Stockwerkbauweise. Dabei reichen die Eckständer und zwei Binderständer der Traufseiten, wie in der Ständerbauweise üblich, vom Sockel bis unter das Dach. Die Deckenbalken sind, zwischen Rähm und Stockwerksschwelle eingebaut. Eine Trauf- und eine Giebelseite kragen im Kniestock leicht vor. Sie waren am alten Standort vermutlich die Schauseiten. Bei der letzten Sanierung 2013 wurden die Gefache wieder mit einer Lehmstakung ausgefacht. Der außen sichtbare Oberputz ist ein Kratzputz, wie er im Marburger Raum weit verbreitet war. 1976 musste der Stall Straßenbaumaßnahmen in Fronhausen weichen und wurde ins Freilichtmuseum überführt.