Alles im Kasten
Hessische Foto- und Filmgeschichten
Im Haus aus Queck beleuchten drei Ausstellungseinheiten die hessische Foto- und Filmbranche. Im Erdgeschoss ist ein Fotoladen eingerichtet, wie er im ländlichen und kleinstädtischen Hessen zwischen den 1920er- und 1960er-Jahren ausgesehen haben könnte. Zum Geschäft gehörten ein Atelier, in dem Porträts angefertigt wurden, ein Labor, in dem Filme entwickelt und Fotos vergrößert wurden sowie ein Arbeitsplatz, an dem defekte Kameras repariert wurden. Das bedeutendste Objekt im Atelier ist ein originaler Hintergrund von 1900 aus einem hessischen Fotoatelier. Durch die Inszenierung kann die Entstehung eines Fotos vom Kauf der Kamera über Herstellung des Fotos bis zur Reparatur der Kamera nachvoll zogen werden.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts können in der hessischen Fotobranche über siebzig Firmen nachgewiesen werden. Jedes Unternehmen wird im ersten Stock des Hauses mit seinen Produkten und der Firmengeschichte präsentiert. Einige existieren seit Jahrzehnten, andere hatten eine kurze Lebensdauer. Welche wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Einwirkungen waren hierfür von Bedeutung? Kaum ein Hersteller hat seine Produkte komplett selbst gefertigt. Die meisten haben Bestandteile von anderen Produzenten bezogen. Der Objektivherstellung kam in Hessen besondere Bedeutung zu. Zum Teil ist es schwer, Trennlinien zwischen Firmen zu ziehen, denn einige besaßen Anteile an anderen Produzenten. Manche Mitarbeiter unterhielten parallel ihren eigenen Betrieb und es bestanden sogar verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Firmen. An den Produkten und Firmengeschichten können exemplarisch 150 Jahre hessischer Wirtschafts- und deutscher Geschichte abgelesen werden. Einige hessische Hersteller produzierten ebenfalls Projektoren und besaßen Anteile an Filmgesellschaften, sodass Verflechtungen mit der Filmbranche bestehen.
Die Präsentation im Dachgeschoss gibt einen Überblick über Film und Fernsehen in Hessen. Hier sind die TaunusFilm sowie Produktionen des Hessischen Rundfunks zu sehen. Ergänzt werden diese Themen durch Ausstellungseinheiten über Dokumentarfilm und Videojournalismus sowie Amateurfilm in Hessen und das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt. Den Abschluss dieser Einheit bilden die Originalkulisse einer Plastilinanimation (Knetanimation) und zwei Puppen der Augsburger Puppenkiste. Die drei Ausstellungsebenen dokumentieren die bedeutende Rolle der hessischen Foto- und Filmbranche in der Medien- und Kommunikationsgeschichte seit Erfindung der Fotografie.