Backen im Backhaus
Der Beruf des Bäckers war in den ländlichen Gebieten Hessens lange Zeit unbekannt. Das Brotbacken war auf dem Land noch bis um 1945 Teil der Selbstversorgung. In häuslicher Arbeit wurde aus Mehl, Salz und Wasser ein Teig geknetet. Die hieraus geformten Brote wurden dann in Gemeindebacköfen gebacken, größere Hofanlagen besaßen oft ein eigenes Backhaus. Der Bau von Gemeindebackhäusern wurde schon früh von den Landesherren angeordnet. Damit sollte Holz eingespart und der Brandschutz verbessert werden.
Die Abläufe wurden in einer Backordnung geregelt. Hiernach wurde zum Beispiel in Nidda am Samstagabend beim Feiertagsläuten die Reihenfolge für die nächste Woche ausgelost. Dies war notwendig, weil die erste Familie am Montag den über Sonntag erkalteten Ofen anheizen musste, wozu mindestens ein Reisigbündel (Wellen oder Backwellen genannt) zusätzlich nötig war.
Am Vorabend des eigentlichen Backtages wurde der Vorteig bereitet. Als Sauerteig nahm man einen kleinen Teil des Teiges vom letzten Backtag, der inzwischen aufgegangen war. Über Nacht vermehrten sich dann die Milchsäurebakterien so stark, dass sie den ganzen Brotteig durchsäuerten. Am nächsten Tag wurde warmes Wasser und Salz zugegeben und solange geknetet, bis der Teig die gewünschte Festigkeit hatte. Diese Arbeit war sehr anstrengend. War der Teig fertig, nahm man die für ein Brot benötigte Teilmenge, knetete sie nochmals durch und formte Brotlaibe, die zum Gehen in geflochtene Körbchen gelegt wurden. Diese wurden dann auf einem Brett ins Backhaus getragen. Inzwischen wurde im Backhaus schon der Ofen beheizt. Hierzu gehörte viel Erfahrung, da zu viel Hitze die Kruste des Brotes verbrannte, und bei zu wenig Temperatur das Brot nicht ausgebacken wurde.
Im Freilichtmuseum Hessenpark wird in der Regel mittwochs im Backhaus gebacken.