Sattlerei
Das Sattlerhandwerk war eng mit der Nutzung von Pferden und Rindern als Zug- und Arbeitstiere verbunden und gehörte damit zu einem der ältesten Gewerbe im ländlichen Raum. Neben Reitsätteln fertigten die Sattler Zaumzeug und Zuggeschirr aus Leder an, um Ochsen, Pferde und Esel einzuspannen und das Ziehen schwerer Lasten und landwirtschaftlicher Geräte zu ermöglichen.
Auf dem Land hatten die Sattler üblicherweise keine feste Werkstatt. Um ihr Gewerbe auszuüben, gingen sie stattdessen auf die „Stör“. Auf der Suche nach Kundschaft besuchten sie Dörfer und Höfe und boten den Bauern ihre Dienste an. Den Hauptteil ihrer Arbeit machten das Reparieren und Ersetzen beschädigter Lederriemen und -gurte aus. Die Werkzeuge der Sattler waren klein und handlich und ließen sich gut transportieren. Zu den wichtigsten Arbeitsgeräten gehörten das Sattlerross (die Nähbank), die Sattlerzange und der Sattlerhammer, die Nähkluppe zum Zusammenklemmen der zu nähenden Lederteile, Ahlen, Locheisen sowie das Halbmondmesser zum Schneiden des Leders.
Eine der wichtigsten Sattlerei-Erfindungen war das Kummet, ein gepolstertes Kammkissen für Pferde, das seinen Ursprung im Mittelalter hatte. So konnten auch Pferde große Lasten ziehen, was bis dahin nur den langsameren und wenig ausdauernden Rindern möglich war. Das Sattlerhandwerk war immer mit Veränderungen und Innovationen konfrontiert. So hatte das Aufkommen der Kutsche als Transportmittel eine große Auswirkung auf das Handwerk: Die Fahrzeuginnenausstattung und die Riemen des Fahrgestells bestanden aus Leder und mussten von den Sattlern gefertigt werden. Später kam das Beziehen von Möbeln und die Herstellung von Taschen, Koffern, Boxhandschuhen oder Fußbällen hinzu.