Seilherstellung
Seiler fertigten aus Hanf oder Flachs Bindfäden, Schnüre, Kordeln und Stricke. Aus einem Bündel Hanf- oder Flachsfasern verdrehte der Seiler, ähnlich wie beim Spinnvorgang mit dem Spinnrad, einzelne Fasern mit dem Seilerrad zu einem Faden. Mehrere auf diese Weise entstandene Fäden drehte er erneut mit Hilfe des Seilerrades zu einer Schnur oder Litze zusammen. Um das Seilerrad in Bewegung zu versetzen, war eine Hilfskraft nötig. Je nach Dicke oder Haltbarkeit hießen die Erzeugnisse des Seilers Faden, Litze, Seil oder Tau. Die dickeren Seile enthalten eine sogenannte Seele, eine im Innern mitlaufende Litze, die das Seil reißfester macht. Im Rahmen der ländlichen Selbstversorgung drehte man aus Stroh mit einfachem Gerät Seile für den landwirtschaftlichen Eigenbedarf. Die Seilerei als spezialisiertes und zünftiges Handwerk existierte schon im Mittelalter, vor allem in den Städten. Während der Seiler mit seinen Erzeugnissen wie Ackerleinen, Heuseilen, Gerüststricken, Wäscheleinen, Zugstricken, Rollseilen, Glockenseilen, Flaschenzugseilen, Transmissionen aus Draht, Hanf und Leder den lokalen Markt versorgte, fertigte der Reepschläger (Seiler) Taue für die Schifffahrt und für den Export.
Im Freilichtmuseum Hessenpark wird die Seilherstellung in der Seilerei aus Gießen vorgeführt. Einen Eindruck von dem alten Handwerk liefert unser Video.
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