Haus aus Frankenbach
Erbaut: um 1734
Abgebaut: 1977
Wiedererrichtet: 1978
Am alten Standort waren die Wände des zweizonigen und zweistöckigen Wohnhauses im Erdgeschoss verputzt und das Fachwerk nicht sichtbar. Die zugehörigen Fenster waren modernisiert. Die Haustür wurde im Zuge des Wiederaufbaus im Freilichtmuseum erneuert. Die Gefache des Straßengiebels waren zum Teil mit Kratzputzornamenten in Tüpfelmanier verziert. Im Freilichtmuseum wurde das Wohnhaus in einen möglichen Zustand um 1740/50 als Rauchhaus mit einer Feuerstelle ohne Kaminanlage rückgebaut. Das Gebäude trägt ein Weichdach. In Hessen waren Strohdächer bis um 1860 noch weit verbreitet.
Eine bäuerliche Familie bestand aus 10 bis 12 oder noch mehr Personen. Zur Familie gehörten Eltern, Kinder, Großeltern, womöglich auch unverheiratete Geschwister sowie Knechte und Mägde. Die Familie bewohnte eigentlich nur Ern und Stube. Der Ern war der zentrale Raum des Hauses, weil dort die Herdstelle zu finden ist. Aus dem Ern entwickelten sich später Küche und Hausflur. In der Stube wurde gegessen, gearbeitet, gefeiert und geschlafen. Hier schliefen die Eltern und allenfalls noch kleinere Kinder, während die Großeltern das Altenteilerzimmer im Obergeschoss zum Schlafen und zur Aufbewahrung ihrer persönlichen Habe nutzten. Alle anderen Familienangehörigen schliefen auf einer Strohschütte, auf einem Strohsack, in der Scheune oder im Stall, der im Winter eine etwas höhere Temperatur aufweisen konnte als das restliche Haus. Die oberen Räume des Hauses dienten ansonsten zur Lagerung von Lebensmitteln und selten benutzten Arbeitsgeräten. Hier ist auch der Webstuhl abgestellt, der gewöhnlich vor Martini, vom 6. November, bis Lichtmess, am 2. Februar, in der warmen Stube aufgebaut wurde. Alle Kleidung und Nahrungsmittel mussten selbst hergestellt werden.
Rauchhäuser:
Den gemauerten Kamin mit Schornstein, wie wir ihn heute kennen, gibt es auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen erst nach 1800. Zuvor war die Feuerstelle ohne Kaminanlage ausgestattet, als sogenanntes Rauchhaus. Der Rauch des offenen Herdfeuers wurde nicht unbedingt als lästig empfunden, man versuchte vielmehr, ihn zu nutzen. Er wurde durch den hölzernen Abzug in das obere Geschoss und auf den Dachboden geleitet, wo er Ratten, Mäuse und anderes Ungeziefer von den ursprünglich dort eingelagerten Feldfrüchten und sonstigen Vorräten fernhielt und eine konservierende Wirkung hatte. Als nützlicher Nebeneffekt bildete sich mit der Zeit im Inneren des Hauses eine Rußschicht, welche die Hölzer und die Unterseite des Strohdachs bei Funkenflug schützte. Die gesundheitliche Schädigung durch die permanente Rauchbelastung war den Menschen damals nicht bewusst.
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