Haus aus Nieder-Gemünden
Erbaut: um 1677
Abgebaut: 1979
Wiedererrichtet: 1979 bis 1981
Die Hofanlage wird derzeit gründlich saniert und ist deshalb nicht zugänglich. Die Platte für den Misthaufen wird erneuert, damit sie heutige Umweltanforderungen erfüllt. Wo das Fachwerk der Häuser so marode ist, dass der Bestand nicht erhalten werden kann, wird es ausgebessert, ergänzt oder erneuert. Dasselbe geschieht mit beschädigten Dächern, den Gefachen, Fenstern, Türen und Böden. Die Gebäude sollen die Zeit um 1910 spiegeln und werden dementsprechend hergerichtet. Schweinekoben und Hühnerstall werden aber für die heutige tiergerechte Haltung optimiert. Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen kehren Miste, Schweine und Hühner zurück.
Das zweigeschossige Wohnhaus aus Nieder-Gemünden war am alten Standort Teil einer dreiseitigen Hofanlage. 1979 wurde das Gebäude am alten Standort zum Verkehrshindernis und ins Freilichtmuseum überführt.
Der dreizonige Fachwerkbau mit zentralem Eingangs- und Herdraum ruht auf einem Sockel aus Basaltmauerwerk. Zu beiden Seiten des Erns war das Haus unterkellert. Die Außenfassade zeigt funktionales Fachwerk mit leicht nach innen gebogenen Streben und profilierten zweifarbigen Füllbrettern. Bei der Wiedererrichtung im Freilichtmuseum wurden das Weichdach, die Kreuzstockfenster mit Butzenscheiben und Schiebeluken sowie eine zweigeteilte Haustür nach einem historischen Vorbild rekonstruiert. Die Wände des Erdgeschosses, wurden wahrscheinlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf die Eckpfosten mit Hölzern geringerer Stärke ausgewechselt. Beim Wiederaufbau im Freilichtmuseum wurde das alte Gefüge anhand der alten Zapfen und Nagellöcher rekonstruiert. Im Inneren wurde das Wohnhaus mit einer offenen Herdstelle ohne Kaminanlage als Rauchhaus auf die Zeit seiner Erbauung zurückgebaut.
Die wirtschaftlichen und familiären Verhältnisse auf dem Hof Becker, wie er in Nieder-Gemünden nach der letzten Besitzerfamilie genannt wurde, lassen sich über die Eintragungen in den Kirchenbüchern bis 1618 zurückverfolgen. Zur baulichen Entwicklung finden sich hingegen kaum Aufzeichnungen. Nach Aussage der letzten Besitzerin befand sich um 1935 unter der Wohnstube des Hauses der Kartoffel- und Rübenkeller, der von der Küche aus zugänglich war. Ein weiterer Keller unter der Nebenstube war vom Hof aus erreichbar. Hier standen unter anderem ein Brotschrank und ein hölzernes Sauerkrautfass. Beide Kellerräume besaßen Holzdecken mit Lehmanstrich und Bretterfußböden. Vom fast ebenerdigen Ern erreichte man geradeaus die Küche, rechts und links über zwei Stufen die Stube und die Nebenstube. Von diesen waren im hinteren Teil eine Schlafkammer und eine von der Küche aus zugängliche Speisekammer abgetrennt. Vom Hausgang führte eine steile unbequeme Treppe nach oben. Hier befanden sich über der Stube mit einer hinteren Kammer die gute Wohnstube mit Kammer und über der Nebenstube eine Schlafstube mit einer Gesindekammer. Über der Küche befanden sich die Wurstkammer und ein Abstellraum für den Backtrog, das Eingemachte und die Lagerung der Winteräpfel. Auf dem Speicherboden, wurden die Getreidevorräte aufbewahrt. Darüber, auf dem Oberboden des Speichers, lagerten ausgediente Möbel, Haushaltsgegenstände und sonstiges Gerümpel.