Haus aus Sterzhausen
Erbaut: um 1700
Abgebaut: 1979
Wiedererrichtet: 1985/86
Das zweigeschossige Fachwerkgebäude ruht auf einem Sockel aus behauenen Buntsandsteinen und trägt ein Satteldach mit Biberschwanzeindeckung. Die Fassade wurde mit Zahnschnitt verzierten Hölzern, harmonisch eingefügten Fenstern und besonderen Verzierungen in den Giebeln repräsentativ gestaltet.
Das Schicksal dieses Hauses ist typisch für viele Gebäude in den hessischen Dörfern. Während zu dem Anwesen um 1780 noch eine Scheune mit Stall, 1005 Quadratmeter Grundstück, 16 Hektar Acker- und Wiesenflächen, ein Backhaus, mittlerer Viehbestand und ein 1.556 Quadratmeter großer Garten gehörten, blieb von dem Hof innerhalb von 80 Jahren durch Realteilung, Gebäudeabbrüche und fehlende Hoferben schließlich nur noch das Wohnhaus übrig.
Ab dem frühen 20. Jahrhundert diente das sogenannte „Koch’sche Haus“ als dörfliches Mietshaus für Familien ohne eigenes Wohneigentum. Zwei unverheiratete Schwestern lebten hier mit Einliegerrecht bis zu ihrem Tod 1925 und 1951. Während der Kriegsjahre diente ein Raum im Erdgeschoss als Lager für Wehrmachtsbedarf an Nähutensilien, vor allem Stoffe und Zwirn. Dieses wurde nach dem Ende des 2. Weltkrieges und dem Einmarsch der Amerikaner geöffnet und die Materialien unter den Dorfbewohnern verteilt. Ebenfalls soll die Bibelstunde der evangelischen Frauenhilfe (einmal die Woche Mittwochabends) in den 1930er/1940er-Jahren in einem Raum des Hauses abgehalten worden sein. Im Jahr 1944 wurde ein ausgebombtes Ehepaar aus Kassel im Wohnhaus untergebracht.
Im Freilichtmuseum wird die Außenfassade des Gebäudes in ihrem Zustand um 1900 gezeigt. Derzeit ist das Gebäude nicht zugänglich. Hier entsteht eine neue Dauerausstellung zum Thema Heimatvertriebene in Hessen. Sie wird die Ankunftssituation, die Aufnahme und den Prozess der Integration in den Nachkriegsjahren in Hessen in den Blick nehmen. Die neue Dauerausstellung knüpft an die Ausstellung „Flucht und Vertreibung“ in der Scheune aus Damshausen an.