Scheune aus Wollmar
Erbaut: 1691
Abgebaut: 1977
Wiedererrichtet: 1978 bis 1980
Die Hofanlage wird derzeit gründlich saniert und ist deshalb nicht zugänglich. Die Platte für den Misthaufen wird erneuert, damit sie heutige Umweltanforderungen erfüllt. Wo das Fachwerk der Häuser so marode ist, dass der Bestand nicht erhalten werden kann, wird es ausgebessert, ergänzt oder erneuert. Dasselbe geschieht mit beschädigten Dächern, den Gefachen, Fenstern, Türen und Böden. Die Gebäude sollen die Zeit um 1910 spiegeln und werden dementsprechend hergerichtet. Schweinekoben und Hühnerstall werden aber für die heutige tiergerechte Haltung optimiert. Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen kehren Miste, Schweine und Hühner zurück.
Das zweigeschossige Fachwerk-Scheunengebäude mit Stalleinbau ruht auf einem Sockel aus behauenen Sandsteinen. Der dreizonige Bau trägt ein Weichdach. Geschnitzte Schmuckelemente finden sich an der dem Hof zugewandten Traufseite und an den Giebelseiten. Die Fußwinkelhölzer werden jeweils durch Halbrosetten verziert, die Geschossriegel durch Zahnschnittfriese. Alle Fassaden wurden durch eine typisch hessische Verstrebungsfigur statisch verstärkt. Die Wetterseite wird durch einen Stroh-Lehm-Behang geschützt. Auf dem Scheunentorsturz befindet sich eine Inschrift: An Gotteß Segen Ist Alleß Gelegen JoHannes becker Anna. Über dem Stalleinbau ist zu lesen: ANNO 1691 und MAI 15.1.
1977 musste das Gebäude am alten Standort der Erweiterung der Hauptstraße in Wollmar weichen. Das Fachwerk wurde im Jahr 2012/2013 im Freilichtmuseum saniert und in einen Zustand um 1900 versetzt. Der Stroh-Lehm-Behang wurde 2017 rekonstruiert. Als Vorlage diente eine historische Fotografie des Marburger Juristen, Fotografen und Denkmalpflegers Ludwig Bickell (1838-1901). Im Scheunenteil lagerten in den Bansen und auf dem mittleren Dachboden Heu und Stroh bis unter das Dach. Das Scheunentor ist gerade so hoch, dass ein beladener Erntewagen in die Tenne eingefahren werden und die Getreidegarben, das Heu und das Stroh mit der Gabel von dort auf die oberen Böden geworfen werden können. Bevor nach 1850 mit Dampf betriebene Dreschmaschinen zum Einsatz kamen, wurde auf der mittleren Tenne während der Wintermonate über mehrere Wochen das Getreide ausgedroschen. Nach der Einführung des maschinellen Druschs verkürzte sich dieser Arbeitsgang auf ein bis drei Tage und Nächte.
Im Museum werden im Stalleinbau rechts keine Kühe mehr eingestellt, weil eine enge Anbindehaltung ohne Tageslicht den heutigen Tierschutzgesetzen zuwiderläuft.