Haus aus Frickhofen
Historische Schule
Erbaut: 1746/47
Abgebaut: 1968
Wiedererrichtet: 1976 bis 1978
Beim Haus aus Frickhofen handelt es sich um einen zweigeschossigen Fachwerkbau, dessen Obergeschoss vorkragt. Die beiden Stockwerke werden durch ornamentierte Füllhölzer voneinander geschieden. Dem dunkelbraunen Fachwerk sind weiße Gefache einbeschrieben, während die Verzierungen nach Befund in ocker, rot und grün ausgeführt sind. Beim Zierfachwerk fallen die Eckpfosten auf, die im Erdgeschoss als barocke gedrehte Säulen ausgeführt sind. Ursprünglich diente der Bau der dörflichen Verwaltung. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen französischen und bergischen Soldaten diente der Bau um 1806 unter anderem als Soldatenquartier und Arrestlokal. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Schulkinder in der Gemeinde so stark an, dass die eingerichtete Schulstube im Gemeindebackhaus nicht mehr ausreichte. So entschied man sich für die Verlegung des Schulbetriebs in das damalige Rathaus aus Frickhofen. Laut Plänen der Gemeinde von 1842 befand sich (…)unten ein Lehrerzimmer für die beiden unteren Klassen mit 123 Schülern und einem Lehrergehülfen, und im zweiten Stock das Gemeinde-Versammlungszimmer (…). Es handelte sich also um einen multifunktionalen Bau, der unterschiedliche Aufgaben erfüllte. 1878 wurde am rechten Giebel ein Treppenhaus angebaut. Da das Erdgeschoss für die Schule zu dunkel war, wurden zusätzliche Fenster eingebaut. Im Obergeschoss lag auch das Bürgermeisterbüro. 1913 wurde in Frickhofen ein neues Schulgebäude errichtet. Im alten Rat- und Schulhaus fand nun kein Unterricht mehr statt. 1929 befand sich der Bau in einem ruinösen Zustand. Die Gemeinde wollte das Gebäude abreißen, was jedoch von der Denkmalpflege lange Zeit verhindert wurde.
1968 musste das Haus schließlich dem Straßenbau weichen. Das abgebaute Balkenwerk wurde zunächst in einer Scheune des Weilburger Schlosses gelagert und um 1971 schließlich in das Freilichtmuseum überführt. Das Haus aus Frickhofen war eines der ersten Häuser im Museum. Auf das äußere Treppenhaus verzichtete man bei der Überführung. Stattdessen wurde eine Innentreppe kreiert. Das Äußere präsentiert den Zustand um 1750, während innen ein Schulzimmer um 1910 gezeigt wird. Im Schul- und Rathaus aus Frickhofen erleben Gäste des Vorführunterrichtes Schulstunden, wie sie vor etwa 100 Jahren stattgefunden haben. Sie gewinnen so einen Eindruck vom Alltag der Kinder zu dieser Zeit. In einem Rollenspiel werden die Besuchenden in die Zeit um 1910 versetzt. Dabei sehen sie sich mit Lehrmethoden, Lerninhalten und Verhaltensweisen des damaligen Schulunterrichts konfrontiert. Darüber hinaus erfahren Schüler in dem Projekt Kinderleben auf dem Land viel über die Stellung des Kindes in der von der Landwirtschaft geprägten Gesellschaft.