Torgebäude aus Betziesdorf
Erbaut: um 1682, Erweiterung um 1800
Abgebaut: 1975
Wiedererrichtet: 1977
Torgebäude schlossen im Marburger Land drei- oder vierseitige Hofanlagen zur Straßenseite hin ab. Der Torbau aus Betziesdorf war am alten Standort Teil einer zweiseitigen Hofanlage, die Durchfahrt führte ganz unüblich in Richtung Garten. An der dem Garten zugewandten Traufseite war ein Holzschuppen angebaut. Diese untypische Ausrichtung und Nutzung des Gebäudes erklärt sich vermutlich dadurch, dass es von Schönstadt nach Betziesdorf versetzt wurde. Im Freilichtmuseum wurde es schließlich in seiner alten Funktion und Ausrichtung wieder errichtet. Es schließt hier die Hofanlage zum Haus aus Nieder-Gemünden zur Straßenseite hin ab.
Das Gebäude entstand in zwei Bauphasen. Der Ursprungsbau aus den Jahren um 1682 ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau aus kräftigen und dicht verzimmerten Hölzern, das Obergeschoss kragt in Wandstärke vor. Auf den Giebelseiten und an einer Traufseite zeigt er mit Zahnschnitt versehene Rähm- und Schwellhölzer und ist mit beschnitzten Füllhölzern und Halbrosetten verziert. Um 1800 wurde ein zweigeschossiger Erweiterungsbau aus schmucklosem Fachwerk mit Überbauung der Tordurchfahrt angefügt. Erst der Anbau erweiterte den Ursprungsbau zu einem Torgebäude. Im Untergeschoss dieser Torbauten befanden sich Stallungen, häufig Pferdeställe. Im Obergeschoss lagen die Schlafkammer des Pferdeknechtes, weitere Gesindekammern sowie Speicher.