Haus aus Ostheim
Erbaut: 1735
Abgebaut: 1983
Wiedererrichtet: 1984 bis 1987
In der Grundform zählt das 1735 errichtete Gebäude zu den regional verbreiteten niederdeutschen Hallenhäusern mit Wohn-, Stall- und Wirtschaftszone unter einem Dach. Mit dem zentralen Zugang über die durchfahrbare Tenne (Diele) und einem seitlich gelegenen Wohnteil weist es auch Merkmale des diemelländischen Bauernhauses auf.
Das imposante zweigeschossige Haus aus dem heutigen Landkreis Kassel fällt schon von Weitem durch die leuchtend gelbe Farbgebung und den vorkragenden Schaugiebel auf. Der Erbauer Johann Conrad Austermühle zählte laut Katastereintrag von 1760 zu den vermögenderen Dorfbewohnern, da er zu seinem Gehöft einige größere Ackerflächen erwerben konnte.
Eine Besonderheit stellt die Nutzungsgeschichte des Hauses dar: Entgegen des üblichen Anerbenrechts im diemelländischen Raum, bei dem der Hof als Ganzes auf einen Nachfolger übertragen wurde, teilte der Hofbesitzer von 1842, Johann Heinrich Thöne VI, sein Anwesen in gleiche Hälften auf. Diese Form der Vererbung nennt sich Realteilung. Es entstand ein Doppelhof, also zwei getrennte Anwesen, wobei die Grenze längs der Diele verlief. Die linke Haus-, Hof- und Gartenhälfte erhielt die Tochter Anna Katharina Thomas, die rechte Hälfte der Sohn Johannes Thöne II. Im Gegensatz zum Anerbenrecht verkleinert sich bei Realteilung die landwirtschaftliche Betriebsfläche des ursprünglichen Besitzes. Mit jedem neuen Erbgang entstehen kleinere Parzellen.
Als direkte Folge dieses Erbgangs wurde eine seitlich gelegene Zone des Hauses nicht wie bei niederdeutschen Hallenhäusern üblich, als Wirtschaftszone genutzt, sondern als Wohnzone. Beide Besitzer teilten sich die große Diele als Arbeits- und Wirtschaftsraum. Hinter dem Haus wurden Stallgebäude errichtet. Im Erdgeschoss befanden sich links eine heizbare Stube, eine nicht heizbare Schlafkammer, eine Küche, ein Keller, eine halbe Tenne sowie ein Stall für vier Kühe. Im ersten Stock lagen neben einem weiteren Schlafraum eine Rauch-, eine Futter- sowie eine Fruchtkammer. Der Aufbau der rechten Haushälfte war weitgehend identisch.
Im Freilichtmuseum wurde in der rechten Haushälfte eine Blaufärberei eingerichtet. Rechts neben dem Haus befindet sich ein Blaufärbergarten.