Synagoge aus Groß-Umstadt
Nachbau
Erbaut: um 1866
Abgebaut: 1979
Rekonstruiert: 1983 bis 1988
Der Nachbau der Synagoge aus Groß-Umstadt ist ein schlichter Massivbau. Unregelmäßig behauene Bruchsteine bilden die Außenwände einer nahezu quadratischen Grundfläche, das Dach wurde mit sogenannten Biberschwänzen gedeckt. An den Traufseiten wurden in Sandstein gefasste Rundbogenfenster eingelassen, den Eingangsgiebel schmückt ein Rosettenfenster. Über der Eingangstür ist eine hebräische Inschrift zu lesen, übersetzt lautet sie: WIE EHRFURCHT GEBIETEND IST DIESE STÄTTE; HIER IST NICHTS ANDERES ALS DAS HAUS GOTTES; UND HIER IST DIE PFORTE DES HIMMELS. Am Fenster der rechten Traufseite befindet sich eine weitere Inschrift: HAUS DES GEBETS ISRAEL. Vor dem großen Betraum im Erdgeschoss sind zwei kleine Vorräume und ein Treppenhaus angeordnet. Die kleinen Zimmer wurden als Schulräume, Gemeindezimmer, Leseraum, Bibliothek und für das Morgengebet genutzt. Die Treppe führt zur Frauenempore im Obergeschoss.
Für den Wiederaufbau im Freilichtmuseum stand nur ein Teil der originalen Bausubstanz zur Verfügung. Die Synagoge wurde baulich leicht verändert nach Plänen von 1866 wiedererrichtet. Fotografien, Abbildungen und andere Befunde für die Innenraumgestaltung und die Einrichtung fehlen völlig. Die Synagoge wird deshalb heute als Ausstellungsgebäude genutzt. In der Baugruppe Nordhessen befindet sich die wiedererrichtete dörfliche Synagoge aus mit rituellem Tauchbad (Mikwe), die aufgrund der guten Befundlage originalgetreu rekonstruiert werden konnte. Diese beiden Gebetshäuser stehen im hessischen Freilichtmuseum stellvertretend für viele ehemalige kleinstädtische und ländliche Synagogen und bewahren die Erinnerung an die Kultur und das Schicksal der Landjuden in Hessen.